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22.09.2023: Neues OMCV-Rundschreiben
04.07.2023: Woche der offenen Chöre
Mut zur Veränderung
Schutzkonzept für Kinder- und Jugendchöre
24.06.2023: Verleihliste für unsere Mitgliedschöre
05.05.2023: Wie sich Chöre im Kreis Lörrach verändern, um eine Zukunft zu haben
30.03.2023: Mitglied in einem Verband sein – warum eigentlich?
Aktuelles
Wie können Chöre im Proben- und Konzertbetrieb Energie sparen?
Die Preise für Gas, Strom und Kraftstoffe steigen massiv, sodass auch im Rahmen des gemeinsamen Probens und Musizierens Chören dazu geraten wird, Ressourcen zu sparen. An erster Stelle steht das Einsparen von Heizenergie im Probe- oder Konzertraum. Bereits eine funktionstüchtige, freistehende Heizung, gründliche Dämmung sowie eine hohe Auslastung des Raums helfen in dieser Hinsicht. Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung und der Gebrauch einer CO2-Ampel sorgen zudem für einen effizienten Luftaustausch ohne Wärmeverlust. Und auch ein Wechsel zu einem Ökostromanbieter sowie Fahrgemeinschaften oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel auf dem Weg zur Probe wirken sich positiv auf die Energiebilanz aus. Neben Kosteneinsparungen wird damit zugleich die Umwelt geschont. Weitere Tipps finden sich im frag-amu.de-Artikel «Energie sparen in der kalten Jahreszeit: Praktische Tipps für Ensembles» sowie in «5 Tipps: So bringen wir die Amateurmusik sicher durch den Herbst und Winter» unter:
https://frag-amu.de/herbstmassnahmen
Im Rahmen der „Woche der offenen Chöre“ lädt auch der Binzener Frauenchor zu einer Probe ein.
Wie sich Chöre im Kreis Lörrach verändern, um eine Zukunft zu haben
Pressebericht
Maja Tolsdorf, 25. April 2023
Manchen Chören im Kreis Lörrach fehlt es an Stimmen – aber wer neue Mitglieder will, muss sich wandeln. Diesen Plan verfolgt Dirigentin Ibolya Barla. Doch wie geht es weiter, wenn sie einmal aufhört?
Ibolya Barla hat nicht nur toll inszenierte Konzerte oder in Kirchen dirigiert, sondern wie hier 2019 den Chor Brombach mit geselligen Liedern zum Schlossgrabenfest (Archivbild). Foto: Roswitha Frey
Einige Gesangvereine haben wegen Mitgliederschwunds oder Überalterung bereits aufgeben müssen, denn der Nachwuchs fehlt vielerorts. "Das traditionelle Chorsingen ist heute nicht mehr so gefragt", meint Erhard Zeh, Präsident des Obermarkgräfler Chorverbands (OMCV). Hugo Pfefferle, Präsident des Alemannischen Chorverbands (ACV) kann dies bestätigen. Die Chorlandschaft befindet sich seit Jahren im Umbruch und wer sich nicht wandeln will, für den werde das Überleben immer schwerer, meint Zeh. Hinzu käme laut Zeh ein strukturelles Problem, denn der klassische Gesangverein habe seine Funktion heute nicht mehr. Wo er aber noch funktioniert und Nachwuchs findet, sei in Dörfern, in denen der Zusammenhalt unter den Bewohnern hoch sei. Egringen und Holzen seien Beispiele dafür. Doch in anderen Orten wie in Grenzach-Wyhlen haben sich die Männerchöre von Wyhlen und Grenzach zu einer Singgemeinschaft zusammengeschlossen. Der Frauenchor Grenzach-Wyhlen bleibt mit 30 Sängerinnen unter sich.
Auch im Wiesental mussten sich Chöre zusammentun, um weiter zu existieren: der Männergesangverein Aitern und der Männergesangverein Harmonie Schönau zum gemischten Belchenlandchor. Auch die traditionelle Chorliteratur sei heute kaum noch gefragt. Davon weiß auch Dirigentin Ibolya Barla, die seit 40 Jahren viel für den Chorgesang im Lörracher Landkreis leistet. Sie hat viele Chöre weiterentwickelt und ihnen damit eine Zukunft gegeben. In ihren Proben arbeitet sie mit den Sängerinnen und Sängern nicht nur am Gesang, sondern auch am Zusammenhalt. "Ich glätte in den Singstunden die Wogen, erzähle, wie wichtig es ist, zusammenzubleiben und Kompromisse einzugehen", sagt Barla im Gespräch mit der BZ. Es sei wie in einer längeren Liebesbeziehung, "da muss man ständig dran arbeiten", so Barla. Denn für die Dirigentin geht es immer um den Chor als Einheit. Oftmals stelle das Repertoire diese Gemeinschaft auf die Probe, vor allem, wenn es sehr junge Sängerinnen und Sänger gibt.
13- bis 20 -Jährige wollen Songs von Ed Sheeran singen
Denn für junge Leute geht es längst nicht mehr darum, wie traditionelle Chöre teils noch an ihrem Repertoire mit Liedern aus dem 19. Jahrhundert festhalten. Der Nachwuchs ist schon einige Epochen weiter. Ibolya Barla nennt dafür den Gesangverein Harmonie Weitenau als Beispiel. Dort seien die Jüngsten zwischen 13 und 20 Jahre alt. "Die kennen die Beatles nicht oder das, was man als Mittfünfziger für modern halten könnte", sagt sie. Die wollten dann Songs von Ed Sheeran im Chor singen, was wiederum die Älteren herausfordert. Und die "Küken", wie Barla sie nennt, seien auch wenig zu Kompromissen bereit: also beides zu singen, Lieder nach dem Geschmack der Generation Ü40 und der Generation U20. Deshalb sei es gar nicht so leicht, jüngere Sängerinnen und Sänger bei der Stange zu halten.
Seit 40 Jahren leistet Dirigentin Ibolya Barla viel für den Chorgesang im Landkreis. Sie hat viele Chöre weiterentwickelt und ihnen damit eine Zukunft gegeben. In ihren aktivsten Zeiten hat sie an fünf Wochentagen sieben Chöre geleitet, im Landkreis Lörrach und in der Schweiz. Heute leitet sie noch vier im Landkreis: den Männerchor Binzen, den Chor Brombach, den Gesangverein Harmonie Weitenau und den heute gemischten Chor Tumringen. Doch auch diese Chöre mussten sich wandeln, denn vor allem reine Männerchöre hätten es schwer, neue Mitglieder zu finden. Und wenn die Zahl der aktiven Sänger unter 20 fällt, gebe Barla die Leitung ab, wie sie sagt. So geschehen beim Männerchor Fischingen und dem Männerchor Maulburg. Denn für sie sei ein Chor mit unter 20 Sängern nicht mehr konzertfähig. Und der Anspruch der Musikprofessorin ist es, "ihre" Chöre auf Konzerte vorzubereiten, mit jeweils neuem Repertoire.
Beispiele für den gelungenen Wandel
Der Weitenauer Chor und der gemischte Chor Tumringen seien Beispiele für einen gelungenen Wandel. Einst ein reiner Männerchor, habe sich der Tumringer Chor inzwischen auch für Frauen geöffnet. Der Weitenauer Chor, der 1983 nur noch 20 Sängerinnen und Sänger zählte, habe zwar anfangs noch weitere Mitglieder verloren, weil Ibolya Barla auch englische Lieder mitgebracht hatte, doch es seien neue hinzugekommen – auch jüngere. Heute sind es in Weitenau 60 aktive Sängerinnen und Sänger. Doch die englische Sprache sei auch heute noch vielen Chören suspekt, meint Erhard Zeh. "Bleib mir weg mit Englisch" sei ein Dauerbrenner im Markgräflerland. Je älter die Sängerinnen und Sänger, desto schwerer täten sie sich damit. Dies bestätigt auch ACV-Präsident Hugo Pfefferle. Doch für ihn wie für Erhard Zeh seien englische Songs Pflicht, wolle ein Chor neue und jüngere Mitglieder gewinnen. Und daran arbeitet Barla seit 40 Jahren.
Doch die Dirigentin hatte es nicht leicht, als sie 1980 nach Deutschland kam. Bei einer Konzertreise hatte sich die damals 34-jährige Ungarin abgesetzt und ist nicht mehr zurückgekehrt in ihre Heimat Siebenbürgen. Als sie drei Jahre später mit dem Gesangverein Harmonie in Weitenau ihren ersten Chor im Landkreis dirigierte, waren ihre Deutschkenntnisse noch bruchstückhaft, wie sie sagt. Doch sie habe daran ebenso konsequent gearbeitet, wie mit ihren Chören. Doch es gab noch ein Problem, mit dem Ibolya Barla in der Anfangszeit als Dirigentin umgehen musste. "Einige Männerchöre sind mir mit Ablehnung begegnet." Denn es habe, anders als heute, damals nur wenige Frauen als Chorleiterinnen gegeben.
Doch Barla habe sich durchgebissen und hat die anfängliche Ablehnung ignoriert. Stattdessen ist sie nach der Probe mit den Männern in die Kneipe gegangen und schon bald sagten sie zu ihr: "Du bist doch eine von uns". Es braucht Stärke und Selbstbewusstsein, um diesen Weg zu gehen, und Ibolya Barla hat beides. "Sie ist von ihrer Persönlichkeit her ein Leitwolf, sie kann führen und begeistern", sagt Erhard Zeh im Gespräch mit der BZ. Das Dirigieren sei ihre Berufung, meint Zeh, was Barla bestätigt.
Gute Chorleiter sind rar, die Dirigentensuche schwer
Und was wird aus den Chören im Landkreis, wenn Ibolya Barla aufhört? Werden weitere Chöre aufgeben müssen? Die Dirigentin selbst meint: "Es wird immer weiter gehen." Sie vertraut auf die Neugier eines jeweiligen Chores auf den oder die Neue. Doch diese Neuen müssten laut OMCV-Präsident Erhard Zeh und ACV-Präsident Hugo Pfefferle erst gefunden werden. Im Gespräch mit der BZ drücken beide ihre Besorgnis aus. "Auf jeden Fall wird das ein herber Verlust. Ihre Art, Musik zu interpretieren und zu vermitteln, ist einzigartig", sagt Zeh. Es könne nach einer Umstellungsphase einen Neuanfang geben, doch gute Chorleiter seien rar. "Ibolya Barla ist besonders herausragend", sagt Zeh. Dass sie bei den Chören, die sie dirigiert, eine Lücke hinterlassen wird, davon ist auch Pfefferle überzeugt.
Und, dass es schwierig sein wird, diese zu schließen, denn insgesamt fehle das Interesse, sich zum Dirigenten ausbilden zu lassen. An Ausbildungsmöglichkeiten mangele es nicht, doch "der Zeitaufwand ist vielen zu hoch", so Pfefferle. Die Chorleitersuche sei im Landkreis laut Zeh erschwert, denn für das, was erfolgreiche Chöre heute leisten müssten, genüge es nicht mehr, Dirigenten aus den Reihen der Sängerinnen und Sänger auszubilden. Auch Semi-Profis wie Musikschullehrer seien im Landkreis rar, denn wer kann, leite einen Chor in der Schweiz, "wo ganz andere Summen verdient werden können", so Zeh.
Eine Chorlandschaft braucht die Abwechslung
Ein "großes Manko" für die Qualität sei, dass man das Singen nicht beherrschen müsse. Die Mitglieder würden, anders als im Musikverein, nicht geschult, um die Stimme beherrschen zu lernen. Und wer es schon kann, gehe in spezielle Chöre wie Motetten-, Jazz- oder Gospelchöre. Trotzdem müsse es in einer Chorlandschaft laut Zeh und Pfefferle Abwechslung geben, deshalb dürften auch traditionelle Gesangvereine nicht fehlen. Denn nicht jeder habe Spaß daran, in einer Probe aufs nächste Konzert zu "ochsen", wie Barla es nennt. Denn "das Singen im Chor muss den Sängerinnen und Sängern Spaß machen." Macht es der Musikprofessorin Spaß oder trauert sie einer verlorenen Profikarriere nach? "Ich bereue nichts – ganz im Gegenteil: Ich wage zu behaupten, dass ich etwas zur Amateurchorbewegung beigetragen habe."
Pressebericht zur Frühjahrstagung
Kreis Lörrach
Nicht alle Vereine überleben Pandemie
Ines Bode 20.03.2023
Singen seit 60, 65 und 70 Jahren (hinten von links): Waldemar Meinzer, Werner Sütterlin, Gerhard Weber, Rolf Meierfels, Ilsemie Dumont und Dieter Kautzmann sowie (vorn von links) Hans Sangs und Otto Rosshart. Foto: Ines Bode
„Schmerzlich vermisst wurde die Ehrungs-Veranstaltung als Höhepunkt des Jahres“ während der Zwangspause von den Mitgliedern des Obermarkgräfler Chorverbands (OMCV), betonte der Präsident Erhard Zeh bei der jüngsten Ausgabe in Wittlingen – eingefunden hatten sich Sänger und Dirigenten der über fünfzig Vereinigungen.
Neu ausrichten
Vorschau: Die Füße auf dem Boden und Ohren zum Zuhören wünschte sich Zeh für die Zukunft der Chöre und Gesangvereine. Nicht alle haben die Pandemie „überlebt“. Andere, darunter die Gastgeber, schafften es, sich neu auszurichten: „Wittlingen macht Mut“. Als nächste Termine nannte Zeh „Lörrach singt“ Ende Juni und das „Festival der Chöre“ Mitte Juli.
Sein Rat betraf die Jahresversammlungen: Rein juristisch müsse das Jahr 2022 nachgeholt werden, man bemühe sich zeitnah um eine Veranstaltung mit einem Juristen. Zu beklagen war, dass das Präsidium nur mit sechs Personen besetzt sei. Gesucht werden Verbands-Chorleiter, Beisitzer und Jugendwart, zumal man den „Tag der Kinderstimme“ am 23. Juli stütze.
1150-Jahr-Feier
Ausfallen müsse das Chortreffen auf Rötteln, da Veranstaltungen begrenzt sind. Zeh: „Wir müssen etwas anderes finden“. 140 Jahre OMCV: Präsidentin Doris Ludin hob eingangs hervor, die Wittlinger Sänger „sind die einzigen, die bereit waren, die Feier auszurichten“. Bürgermeister Michael Herr sagte in seinem Grußwort, der Gesangverein sei weit mehr als nur ein Aushängeschild. Zudem sprach er die 1150-Jahr-Feier im Jahr 2024 an. Zu den Fakten passt, dass der OMCV, früher Obermarkgräfler Sängerbund, 1883 im benachbarten Binzen gegründet wurde – vor 140 Jahren, wie der Blick in die Chronik verrät.
Ehrungen: Präsident Rudy Grzybek hielt die Ehrungsansprache. Hildegard Eckerlin, Vorsitzende der Wittlinger, zollte jenen, die 70 Jahre singen, großen Respekt: Geehrt wurden Fritz Güthlin und Ilsemie Dumont.
Für 65-jährige Mitgliedschaft wurden Werner Sütterlin, Gerhard Weber und Rolf Meierfels geehrt. Auf 60 Jahre blicken Hans Sangs, Waldemar Meinzer, Dieter Kautzmann und Otto Rosshart zurück. Alle wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Weitere Ehrungen gab es für 25, 40 und 50 Jahre Treue. Die musikalische Begleitung oblag dem Wittlinger Chor um Thomas Kaufmann sowie dem Konzertgitarristen Dieter Silvan Weiß.
Kaum hat die Chorszene Corona halbwegs überstanden, steht schon eine neue Krise im Raum: Sind Chorproben und Chorkonzerte durch die Energiekrise ein Gesundheitsrisiko?
Nein, Kompromisse sind nötig
Endlich! Am Jahresende begann nach den Einschränkungen der vergangenen Jahre wieder die erste Hochsaison der Chorszene. Seit dem Sommer war ein stabiler Probenbetrieb zumeist wieder möglich. Requiem-Vertonungen, Weihnachtsprogramme, ein buntes Potpourri – die Chöre, die die lange Durststrecke überstanden hatten, fieberten den ersten richtigen Konzerten entgegen! Und auch das Publikum kehrte zurück: Vielerorts füllten sich die Räume wie vor der Pandemie. Wie gut das tut! Doch ganz ungetrübt ist der Genuss nicht, denn Gas, Öl und Strom sind teurer geworden und auch Chöre müssen (Heiz-)Energie sparen. Was bedeutet das für die Probenarbeit, was für die Konzerte? Ist das der nächste Nackenschlag für die Chorszene?Seitdem das Wort «Aerosole» Einzug in den kollektiven Sprachgebrauch gehalten hat, ist das Lüften selbstverständlicher Bestandteil einer Chorprobe. Diese Praxis kollidiert nun mit den Anforderungen der Energiekrise. Es wird kühler in den Probenräumen, und je nachdem wie konsequent man die Lüftungsideale verfolgt, kann es richtig unangenehm werden, sobald die Außentemperaturen stark sinken. Aber eine stabile Grundtemperatur kann in den meisten Fällen auch mit verantwortungsvollem Blick auf die Gesamtsituation gehalten werden. Wenn die Proberäume nicht zu groß sind, unterstützen die meisten Institutionen eine Standardtemperatur, auf die wir uns als Chöre einstellen können. Auch wenn es nicht den Idealzustand darstellt, ist ein Proben in Jacke und mit Halstuch möglich. Auch können wir den Hals und die Atemwege während der Proben mit warmen Getränken pflegen. Eine Belastung ist
diese Situation am ehesten für Menschen, die sich leicht erkälten oder generell schneller frieren. Im Großen und Ganzen sind Proben aber für die meisten Chöre auch bei etwas gesenkten Temperaturen durchführbar.
Konzerte sind schwieriger als Proben
Konzerte finden häufig in großen Räumen, nicht selten in alten Kirchen statt. Anders als moderne Konzerträume sind diese nur mit immensem Energieaufwand zu heizen. Die erwärmte Luft steigt zunächst in die hohen Deckengewölbe und es ist bereits viel Gas verbraucht bis unten im Chorraum und in den Kirchenbänken überhaupt ein Erwärmungseffekt zu spüren ist. Die Verantwortlichen mancher besonders großer Kirchengebäude haben sich entschieden, den Heizaufwand auf das absolut notwendige Minimum zu reduzieren. Und solche Temperaturen beeinflussen die gewohnten Konzertroutinen erheblich: Nicht alle Chor-Outfits erlauben das Unterfüttern mit dicken Wollpullovern und wärmender Skiwäsche. Überhaupt ist es nicht so leicht, die Körpertemperatur im angenehmen Bereich zu halten. Wer schon einmal eineinhalb Stunden oder länger in einem Konzertraum gestanden hat, weiß, dass man auch schon bei sechzehn Grad aufgrund fehlender Bewegungswärme «ankühlen» kann. Wenn es dann nur acht Grad sind, kann daraus schnell ein Auskühlen werden. Und selbst, wenn man mit arktischer Ausrüstung den Wärmeverlust nach außen minimiert, führt doch das Atmen durch den beim Singen weit geöffneten Mund auch im Innern zu Kälte. All das ist für gesunde, abwehrstarke Organismen zu bewältigen. Für anfälligere oder schon geschwächte Personen besteht hier jedoch die Gefahr einer Erkrankung. Und da die Generalproben, die meist deutlich länger als das eigentliche Konzert dauern, in der Regel auch an Ort und Stelle stattfinden, kann man sich dabei, wenn es dumm läuft, den Chor krankproben. Darüber hinaus kann es auch für das Publikum richtig ungemütlich werden. Denn eineinhalb Stunden Sitzen erzeugt auch nicht mehr Bewegungswärme als das Stehen der Chorsänger:innen. Und plötzlich steht es wieder im Raum: Chor(-Konzerte) als Gesundheitsrisiko.
Doch sind wir den kalten Temperaturen zum Glück nicht ganz so hilflos ausgeliefert wie den Aerosolen: Neben der Anpassung der Kleidung können wir auch die Konzertlänge verändern, so dass man sich nicht so lang im kalten Raum aufhalten muss. Durch frühzeitige Kommunikation kann sich auch das Publikum mit Handwärmern, Wärmflaschen und Decken auf die kälteren Räume einstellen. Und nicht zuletzt kann auch das Umdisponieren der Generalprobe erwogen werden. Das ist alles nicht ideal, aber vielleicht doch ein gangbarer Weg, um beglückende Konzerte zu veranstalten, ohne das gesellschaftlich gemeinsame Gas-Sparziel zu unterminieren.
Instrumente brauchen mehr Rücksicht
Kleiner wird der Spielraum, wenn Instrumente oder ganze Orchester beteiligt sind. Die Tonhöhe der Orgeln sinkt bei solch kalten Temperaturen in Herzbereiche, die die Blasinstrumente dann kaum noch erreichen können. Außerdem werden diese bei länger werdender Spieldauer noch höher. Manche Besitzer:in eines wertvollen Streichinstruments bekommt bei solchen Temperaturen Angst um das gute Stück und nicht zuletzt perlen die Zweiunddreißigstel-Noten nicht mehr ganz so jauchzend und frohlockend, wenn die Finger starr vor Kälte werden. Schon gar nicht, wenn eine mehrstündige Generalprobe ansteht. An dieser Stelle hilft eventuell nur noch das Gespräch mit den Heizungs-Verantwortlichen: Vielleicht ist ein punktuelles Heizen auf eine für alle Ausführenden hantierbare Kompromisstemperatur zu Konzerten mit Orchestern ein gangbarer Weg auch in unserer gesellschaftlichen Gesamtsituation. Der Kirchenvorstand der großen, wunderschönen Celler Stadtkirche entschied beispielsweise im Herbst 2022, den Kirchenraum nur noch auf eine Mindesttemperatur zu heizen. Dies betraf alle Gottesdienste und Konzerte. Nach gemeinsamer Abwägung wurde für oratorische Konzerte und Gottesdienste mit großem Orchester eine Ausnahme gemacht. Alle Beteiligten trugen diesen Kompromiss in gemeinsamer Verantwortung. Und alle Veranstaltungen erlebten einen regelrechten Publikumsansturm. Auch die Zuhörer:innen stellten sich weitsichtig auf die Konzertsituation ein, so dass trotz aller Widrigkeiten von einer sehr erfolgreichen Winterkonzertsaison gesprochen werden kann. Vielleicht können wir so zumindest aus dieser Krise auch als Chöre gestärkt hervorgehen.
Quelle: Chorzeit 02/2023 Standpunkt:
Verfasser: Stephan Doormann ist seit 2021 Künstlerischer Leiter der chor.com in Hannover. Er studierte in Stockholm Chordirigieren, arbeitet als Musikpädagoge am Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium Celle und leitet dort die umfangreiche Jugendchorarbeit. Daneben ist er Kantor an der Stadtkirche St. Marien in Celle und gründete und leitete Chöre wie den Juventis Jugendchor, den Kammerchor TonArt Ulm, den Quilisma Jugendchor und den Kammerchor Hannover.
«Die 3 Plus»-Kampagne: Warum Musizieren gesund ist
Die neue Kampagne «Die 3 Plus – Positive Aspekte des Amateurmusizierens» des Kompetenznetzwerks Neustart Amateurmusik zeigt die vielfältigen positiven Aspekte des gemeinsamen Singens und Musizierens auf und läuft seit dem 16. August bis zum 30. Oktober, wobei die Inhalte der Kampagne darüber hinaus genutzt werden können. Ziel ist, Verbände und Vereine in ihrer eigenen Öffentlichkeitsarbeit und Interessensvertretung zu stärken und mit entsprechenden Materialien zu unterstützen.
Gutes über das Singen und Musizieren sagen lässt sich viel – oft fehlt dafür aber die fundierte Grundlage. Das Wissenschaftscluster des Kompetenznetzwerks Neustart Amateurmusik hat verschiedene umfangreiche wissenschaftliche Studien zu den positiven Effekten des Musizierens zusammengefasst und in der Publikation «Grundlagen der positiven Aspekte des Singens und Musizierens» veröffentlicht. Hierin wird deutlich aufgezeigt: Gemeinsames Musizieren und Musikhören hat vielfältige positive Auswirkungen auf das gesundheitliche und soziale Wohlergehen einer Gesellschaft.
Was genau sind «Die 3 Plus»?
Die positiven Auswirkungen lassen sich in drei essenzielle Bereiche menschlichen Zusammenlebens einteilen: Gesundheit, Bildung und Gemeinschaft.
- Musik tut gut. Musik ist Entspannung und Ausgleich für Körper und Geist. Sie stärkt die Resilienz und kann unser Gehirn langsamer altern lassen. Musik weckt Erinnerungen und Gefühle und ist daher besonders hilfreich in der Therapie von Erkrankungen wie Demenz. Musik kann wie ein Medikament wirksam werden, indem sie das Immunsystem stärkt und den Herzschlag, den Hormonhaushalt und die Atmung beeinflusst.
- Singen und Musizieren bildet. Musizieren wirkt positiv auf kognitive Fähigkeiten wie Lernen und Erinnern. In jedem Alter wird das Gehirn durch Singen und Musizieren herausgefordert.
- Gemeinsames Singen und Musizieren verbindet. Es fördert Gemeinschaft, Empathie und Zusammenhalt sowie die gegenseitige Verständigung. Gemeinsames Musizieren unterstützt bei der Bewältigung von Herausforderungen, hilft in der Verarbeitung von Krisensituationen, stärkt das Durchhaltevermögen und wirkt motivierend. Die Synchronisation der Musizierenden untereinander ist eine komplexe gemeinschaftliche Koordinationsleistung.
Näheres zur Kampagne mit allen Informationen ist zu finden unter www.amudreiplus.de, dort ist auch die Pinnwand mit allen Vorlagen und Materialien verlinkt. Für Rückfragen steht das Kompetenznetzwerk zur Verfügung unter amudreiplus@bmco.de
Bundesweite Chorlandkarte
Ob Gemischter Chor, Frauenchor oder Männergesangverein, Projekt- oder Schulchor: Alle Chöre und Vokalensembles sind im „Jahr der Chöre“ eingeladen, Teil der Chorlandkarte zu werden. So wird sichtbar, wie groß und vielfältig die Chorlandschaft ist – zugleich können sich Chorsuchende und Interessierte mit den Vereinen in ihrer Nähe vernetzen. Macht mit und lasst die Karte weiter wachsen, damit auch die Vereine des OMCV gut vertreten sind!
Hier geht es zum Anmeldeformular:
https://chorlandkarte.deutscher-chorverband.de/choreintragen/
DIGITALE CHORLANDKARTE WÄCHST WEITER – JETZT EINTRAGEN!
Mehr als 3.700 Chöre bundesweit haben sich im vergangenen Jahr auf der Chorlandkarte eintragen, die der Deutsche Chorverband (DCV) im Rahmen der Initiative «Jahr der Chöre 2022» ins Leben gerufen hatte. Die Karte, die sichtbar machen möchte, wo überall gesungen wird und gleichzeitig allen Interessierten die Möglichkeit bietet, nach Chören in der eigenen Region zu suchen, soll auch zukünftig dynamisch wachsen. Ob gemischter Chor oder Männergesangverein, Projekt- oder Schulchor, Vocal Band oder Kantorei: Alle Chöre und Vokalensembles sind weiterhin dazu eingeladen, Teil der Karte zu werden.
Vom Aufraffen nach Corona
Die Oberbadische 20.06.2022 von Peter Ade
Jahrestagung
Obermarkgräfler Chorverband blickt mutig in die Zukunft / Digitale Chancen nutzen
Präsidium des Obermarkgräfler Chorverbands (von links nach rechts): Rudy Grzybek, Doris Ludin, Erhard Zeh, Angelika Nestmann und Roland Denzer Foto: Peter Ade
Der Obermarkgräfler Chorverband (OMCV) will Bewährtes schützen und Neues fördern. Präsident Erhard Zeh ermutigte die Vereine bei der Jahrestagung, digitale Kommunikation zu nutzen und angesichts der Altersentwicklung in den Chören Singgemeinschaften mit befreundeten Vereinen ins Auge zu fassen.
Kreis Lörrach. Der OMCV ist Bindeglied zwischen den einzelnen Vereinen und zugleich Kontaktstelle zum Badischen sowie zum Deutschen Chorverband.
Mitglieder
Er umfasst aktuell 1576 Sängerinnen und Sänger in zwölf Frauen-, 23 gemischten, 14 Männer- sowie sechs Kinder- und Jugendchören. Der Singkreis Ötlingen und „Route 66“ aus Binzen kamen neu hinzu. Hingegen wurden aus den Rheinfelder Ortsteilen Degerfelden und Eichsel Vereinsstilllegungen gemeldet.
Rückblick
Vor den Repräsentanten der Mitgliedsvereine bilanzierte das Präsidium am Samstag auf der Delegiertentagung in Lörrach-Hauingen die Verbandsjahre 2020 und 2021. Sie waren geprägt von den zum Teil erheblichen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Es durfte vielfach – wenn überhaupt – nur eingeschränkt und unter strengen Auflagen geprobt werden. Konzerte und andere öffentliche Events waren untersagt. Präsident Zeh sprach von einem „Wechselbad aus Ängsten, Hoffnungen und Mutlosigkeit“.
Der Verband habe sich bemüht, den Vereinen so gut wie möglich zu helfen. Auch vorübergehende finanzielle Unterstützung habe man angeboten und sei per Rundschreiben mit allen Mitgliedsvereinen in ständigem Kontakt geblieben.
Die ausgebremste Chorarbeit hat zum Teil erhebliche Probleme nach sich gezogen. Einige, meist ältere Sänger kehrten ihren Vereinen den Rücken.
In Einzelfällen gab es Engpässe in der Kasse, da Einnahmen aus Veranstaltungen fehlten und Dirigenten kaum mehr entlohnt werden konnten.
Als „positiv“ wertete der Vertreter des Gesangvereins Feuerbach die seit längerem praktizierte Regelung, wonach die Sänger des Chors die Dirigentenkosten bestreiten aus eigener Tasche und den Verein somit entlasten.
Herausforderungen
Von „bedenklicher Überalterung – vor allem bei Männerchören – sprach ein anderer Vereinschef. Dagegen pries der Vorsitzende des Gesangvereins Wollbach die während der Pandemie bei Jung und Alt gut angenommenen virtuellen Treffs.
Die Delegierte des Frauenchors Grenzach empfahl ein „Aufraffen nach Corona“, um auch wieder neue Sängerinnen zu begeistern. OMCV-Präsident Zeh lobte Chöre, die neue Arbeitsweisen ausprobieren: „Manche sprudelten nur so vor Ideen.“ Auch den älteren Sangesfreunden riet er dringend, sich den digitalen Möglichkeiten nicht zu verschließen.
Wie wird die Amateurmusik nach der Pandemie aussehen? | Neustart Amateurmusik
BMCO-Wissensplattform
Seit Mitte März 2021 steht die Wissensplattform www.frag-amu.de des Bundesmusikverbandes Chor & Orchester zur Verfügung, auf der die gesammelten Informationen, Erkenntnisse und good practice aus dem Netzwerk für die Amateurmusikszene bereitgestellt werden. Hier finden sich viele Informationen und Anregungen rund um Singen und Musizieren zu Corona-Zeiten.
Info aus den Vereinen
Auf der neuen Seite "Info aus den Vereinen" bieten wir unseren Mitgliedsvereinen die Möglichkeit sich zu präsentieren. Gerne stellen wir hier Euer Profil oder aktuelle Beiträge und Presseveröffentlichungen ein. Für die Inhalte tragen die Vereine selbst die Verantwortung.
Der Chor Soulfood (Gesangverein "Eintracht Rötteln", Lörrach-Haagen) hat darin einen ersten Beitrag und ein bemerkenswertes Video zur Verfügung gestellt.
Auch der Frauenchor Eimeldingen zeigt sich medienwirksam mit seinem Musikvideo "Kriminaltango". Der Frauenchor hat Mitte 2022 mit "Für Frauen ist das kein Problem" ein neues erfolgreiches Musikvideo-Projekt veröffentlicht.
Eine weitere Bereicherung bringt der Chor TonArt Nollingen mit dem illustrierten Musikvideo "Wintersong" dar, sowie der Jugendchor des GV Schallbach mit Singing Revolution und ihrer Video-Produktion "Lips are Moving".
Singen im Chor macht Spaß
Unsere Aufgaben
Der Obermarkgräfler Chorverband unterstützt die Mitgliedsvereine auf vielfältige Weise:
Terminkalender - Konzerte
- sonstige VeranstaltungenWeiterbildung und Schulung - Stimmbildung
- Ausbildung zum Vizedirigenten
- Chorleiter-Seminare
- Spezialseminare für VereinsfunktionäreHilfestellung - Jubiläen
- EhrungenBeratung bei Vereinsangelegenheiten Vermittlung von Chorleitern Organisation von Gastkonzerten
Als unsere besondere Aufgabe hierzu sehen wir u.a. die Aus- und Weiterbildung von Vizechorleitern und Chorleitern, eine intensive Jugendarbeit und Stimmbildungsangebote für jede Chorgattung.
Außerdem werden den Verantwortlichen in den Vereinen Seminare und Kurse angeboten, um die Vereinsarbeit zu erleichtern. Durch die Organisation von Chorkonzerten schaffen wir unseren Mitgliedern die Möglichkeit vielfältige Chorliteratur kennen zu lernen.
Zugangsdaten
Unsere Mitgliedsvereine und Berechtigte können gerne das Passwort für den geschützten Bereich hier anfordern: Webmaster@omcv.de
letzte Änderung: 27.09.2023/RD